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Schalkes Ruf reicht bis nach Brasilien - kein Wettlauf mit BVB

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Schalke-Frauen: Der Ruf reicht bis nach Brasilien - kein Wettlauf mit BVB
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Der Aufbau der Abteilung Frauenfußball verläuft beim FC Schalke 04 bisher ähnlich erfolgreich wie bei der Konkurrenz von Borussia Dortmund. Abteilungsleiter Boris Liebing strebt aber kein "Wettrüsten" mit dem BVB an.

36 Jahre ist es mittlerweile her, dass das erfolgreiche Frauen-Team des FC Schalke 04, immerhin fünfmalige Westfalenmeisterinnen, drastischen Sparmaßnahmen des Vereins zum Opfer fiel.

Die Mannschaft, die 1975 von der DJK Eintracht Erle zu den Knappen wechselte, leistete bis zu ihrer Zerschlagung 1987 wichtige Pionierinnenarbeit für den Frauenfußball in der Region. Daran möchte der Verein mit einem neuen Angebot für Frauen und Mädchen seit der Saison 2020/21 wieder anknüpfen.

Um Spielerinnen für ein geplantes Seniorinnen- und ein U17-Team zu finden, veranstaltete Schalke ein Sichtungstraining - laut Abteilungsleiter Boris Liebing extra nach dem Meldedatum für die anlaufende Saison. "Wir wollten die umliegenden Vereine damit schützen und hauptsächlich nicht vereinsgebundene Spielerinnen für den FC Schalke 04 begeistern. Trotzdem haben natürlich nicht alle Klubs in der Umgebung in die Hände geklatscht, als sie von unserer Idee gehört haben", erklärt er die Reaktionen auf den Schalker Neustart.

Mit der Resonanz, die dann auf den Aufruf folgte, hatte bei dem Gelsenkirchener Klub niemand gerechnet. "Wir hatten bestimmt 250 Anfragen, sogar von einer Interessentin aus Brasilien oder einer Agentur aus England, die uns Spielerinnen vermitteln wollte. Die hatten unseren Ansatz aber wohl nicht ganz verstanden", berichtet Liebing.

Ähnlich wie Borussia Dortmund hat sich der Verein nämlich gegen die Übernahme einer hochklassig spielenden Mannschaft entschieden. Dementsprechend starteten die Schalker zur Saison 2020/2021 mit zwei Seniorinnen-Teams, 'Team Blau' und 'Team Weiß', in die aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochenen Kreisliga A-Spielzeit.

Team Blau, das Team mit den älteren Spielerinnen, konnte anschließend 2022 den Bezirksliga-Aufstieg feiern und führt derzeit auch in der höheren Spielklasse mit neun Punkten Abstand auf die SV Titania Erkenschwick die Tabelle an.

In der neuen Saison könnten die Schalke-Frauen auf den BVB treffen

Ein Aufstieg in die Landesliga ist wahrscheinlich - dort könnten Stefan Colmsees Spielerinnen in der nächsten Spielzeit auf die Mannschaft von Borussia Dortmund treffen. Die zweite Mannschaft, Team Weiß, ist Spitzenreiter der Kreisliga A und wird wohl nächste Saison als Aufsteiger den Platz der 'Blauen' in der Bezirksliga einnehmen - auch hier könnte also eine Parallele zur Mannschaft des BVB gezogen werden.

Ich bin kein Fan dieser ständigen Vergleiche mit dem BVB. Wir bringen jedem Gegner in jeder Liga den nötigen Respekt entgegen - egal welches Wappen auf dem Trikot prangt.

Boris Liebing

Auf ein Wettrüsten mit Borussia Dortmund, das bis 2027 in die Bundesliga durchmarschieren will, möchte sich Liebing aber nicht einlassen. "Ich bin kein Fan dieser ständigen Vergleiche mit dem BVB. Wir bringen jedem Gegner in jeder Liga den nötigen Respekt entgegen - egal welches Wappen auf dem Trikot prangt. Von außen mag unser Weg vielleicht vergleichbar aussehen, unsere Herangehensweise ist aber unterschiedlich", erklärt der Abteilungsleiter. "Unser Weg ist Evolution statt Revolution."

Seine Vision sei, dass "im besten Fall eine Spielerin als Grundschülerin zum FC Schalke 04 kommt und hier spielt, bis sie über 40 ist". Dafür, so Liebing, wolle man zunächst die nötigen Strukturen im Nachwuchs-Bereich schaffen, angefangen im Grundschul- oder sogar Kita-Bereich. "Der Schalker Weg ist schon immer der über die Nachwuchsarbeit, über die Talententwicklung in unserer Knappenschmiede", beschreibt der Frauenfußball-Chef. "Es wird höchste Zeit, dass wir dort auch das Fundament für erfolgreichen Mädchen- und Frauenfußball schaffen, damit der Sport endlich die Aufmerksamkeit und Förderung bekommt, die er verdient."

Schalkes U11-Juniorinnen sind die einzigen in ganz Gelsenkirchen, es gibt zudem eine U17, in den kommenden Spielzeiten werden weitere Teams folgen, bis alle Altersklassen besetzt sind. Derzeit schickt der Verein auch eine U21-Mannschaft an den Start, die den Spielerinnen den Übergang aus dem Juniorinnen- in den Seniorinnenfußball erleichtern soll.

Dabei ist dem Abteilungsleiter wichtig zu betonen, dass das Konzept der Knappen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. "Uns ist immens wichtig, dass die Spielerinnen sich hier wohlfühlen. Natürlich wollen wir allen Interessierten eine sportliche Perspektive, gute medizinische Betreuung und eine exzellente Infrastruktur bieten. Alle Teams trainieren auf dem Trainingsgelände der Profis. Wir achten aber auch auf Kleinigkeiten, wie die Chemie bei der Zusammensetzung der Teams oder das richtige Wording bei der Ansprache", erzählt Liebing.

Schalke: Frauen können auf die Unterstützung des ganzen Vereins zählen

Der eingeschlagene Weg soll S04 dann Stück für Stück weiter nach oben führen - allerdings ohne einen 5-Jahres-Plan wie beim BVB. "Sportlicher Erfolg lässt sich nicht bis ins letzte Detail planen. Trotzdem wehren wir uns natürlich nicht gegen Aufstiege. Wir nehmen die Dinge wie sie kommen und machen alles, was möglich ist, möglich", schildert der Schalker Frauenfußball-Chef und versichert, dabei auf die Unterstützung des ganzen Vereins zählen zu können.

Liebing ist überzeugt, dass "der Sport solche Zugpferde wie Schalke 04 braucht". Prominente Unterstützung erfährt er dabei von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die kürzlich in einem Talk der WAZ sagte: "Wenn solche Vereine mit einer solchen Strahlkraft, die so viele Menschen verbinden, sich mit der Förderung von Frauenfußball engagieren, dann ist das ein riesiger Mehrwert".

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